Hmm, kann ich nicht nachvollziehen. Bei so geringen Zinsen ist es m.E. im Kern eine Wette auf den US-$.
Keine Frage, so eine Wette ist eine Mischung von rationalen und Bauchgefühlen, weil jeder Bauch die Pro- und Contra-Argumente anders gewichtet. In meinen Augen sprechen diese Contra-Argumente gegen den Dollar:
– Stetiges Außenhandelsdefizit. Dieses ist soldange berechtigt, wie die internationale Nachfrage nach $ weiter steigt, er also erfolgreich seine Bedeutung als globale Handels- und Reservewährung erhält. Ich persönlich habe den Eindruck, dass sowohl Euro-Raum als auch China und Russland immer stärker nach Alternativen als Handelswährung suchen und zumindest China weniger Dollar hortet.
– Unabhängige Notenbank versus quantitative easing: In der Krise haben EZB ebenso wie die FED massiv Geld gedruckt, die Bilanzsumme massiv ausgeweitet. Unterschied: Die EZB hat ihre Unabhängigkeit genutzt und die Bilanzsumme danach wieder massiv gesenkt, die FED nicht. Hier ein Diagramm vom Ende 2013, dürfte derart ganz ähnlich aussehen: http://blog.zeit.de/herdentrieb/files/2013/08/ECB_Fed_Bilanzsumme_130814.gif Wie lange geht so eine Bilanzausweitung gut?
– Ölpreis und Auswirkungen: Der Ölpreiseinsturz gefährdet die Fracking-Wirtschaft in den USA. Der Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre beruht massgeblich auf dem Ausbau im Fracking, womöglich gäbe es heute ohne Fracking immer noch weniger Jobs als 2009. Dazu hat sich in diesem Feld ein sehr großes Kreditportfolio aufgebaut, dass bei 50$ Öl nicht sehr viel wert ist. Das könnte auch die Finanzwirtschaft ziemlich heftig treffen. Zu beiden Behauptungen, Jobs wie auch Kreditrisiken siehe http://adventuresincapitalism.com/post/2015/01/05/There-Will-Be-Blood!!-%28Part-III%29.aspx
Sicher, der Euro wird auch in diesem Jahr unter Feuer kommen. Und wegen Griechenland ist aktuell die Stimmung im Keller, dort sind also wenigstens schon einige Risiken eingepreist. Ob der US-$ wirklich eine sicherere Alternative ist? Dort sind die Risiken bislang kaum bewusst, wahrscheinlich noch nicht eingepreist. Das hat für mich etwas von dem ängstlichen Einarmigen gegen den selbstsicheren Einbeinigen. Warum nicht etwas a la Schweizer Franken, wenn der Euro nicht gefällt?